Beschreibung
„By Fair Means“ ist ein Grundsatz im Bergsteigen, der bedeutet, dass Bergsteiger Hindernisse nur mit ihrer eigenen Kraft und natürlichen Mitteln überwinden, ohne auf externe Hilfe oder künstliche Hilfsmittel zurückzugreifen. Dies schließt den Verzicht auf motorisierte Fortbewegungsmittel und technische Geräte ein, um die ursprüngliche und sportliche Herausforderung des Bergsteigens zu bewahren.
Die Haute Route Chamonix-Zermatt ist zweifellos eine der bekanntesten Alpenüberquerungen, oft einfach als „La Haute Route“ bezeichnet. Diese Strecke, die sowohl im Winter mit Skiern als auch im Sommer zu Fuß bewältigt werden kann, verbindet zwei heilige Stätten des Alpinismus, nämlich Chamonix mit dem majestätischen Mont Blanc und Zermatt mit dem legendären Matterhorn. Diese mehrtägige Hüttentour erstreckt sich durch eine beeindruckende Landschaft, die hauptsächlich von majestätischen Gletschern geprägt ist.
Die Haute Route bietet eine Vielzahl von Varianten, von kurzen bis zu langen Routen, mit oder ohne motorisierte Transfers, von moderatem bis zu anspruchsvollem Schwierigkeitsgrad. Unsere vorgeschlagene Route verbindet Chamonix und Zermatt, ohne jegliche Nutzung motorgetriebener Fortbewegungsmittel. Unser Ziel ist klar definiert: Wir starten in Chamonix und bewältigen die gesamte Strecke nach Zermatt, wobei der Schwerpunkt auf dem Skifahren liegt.
Obwohl die technischen Herausforderungen überschaubar sind, überqueren wir hauptsächlich Gletscher, weshalb diese Unternehmung ernsthaftes Engagement erfordert und für gut vorbereitete Skibergsteiger gedacht ist, die sich auf lange Tage in den Bergen einstellen können.
Die Anstrengungen erweisen sich jedoch schnell als lohnenswert, da die zahlreichen Abfahrten die schweißtreibenden Aufstiegsstunden vergessen lassen. Wenn das Glück auf unserer Seite ist, krönt die letzte Abfahrt nach Zermatt unter den imposanten Nordwänden der Dent d’Hérens und des Matterhorns eine unvergessliche Woche.
Weitere detaillierte Informationen zu dieser aufregenden Woche findest du in den folgenden Abschnitten. Wir hoffen, dass du von unserer Begeisterung angesteckt wirst und dich bereit fühlst, dieses Abenteuer gemeinsam mit uns zu erleben.
Programm
T1 – Chamonix > Refuge d’Argentière (+1750m, 5-6h ; « weiche » Variante +800m, 2.5-3h)
Unsere Reise beginnt mit einer Zugfahrt von Martigny nach Chamonix (1037m). In Chamonix erwartet uns ein kurzer Spaziergang auf dem Hauptplatz, begleitet von den historischen Persönlichkeiten J. Balmat und H.B de Saussure. Nach dieser kleinen Fotosession beginnt die eigentliche Herausforderung: Ein 40-minütiger, flacher Fußmarsch führt uns zum Campingplatz von Les Praz-de-Chamonix. Hier wird der Ernst des Abenteuers spürbar, denn der Aufstieg beginnt zum ersten Mal zu Fuß. Wir erreichen Lognan (1970m), wo wir unsere Skier anschnallen. Der Weg führt uns über den Argentière-Gletscher bis zur Argentière-Hütte (2771m). Von hier aus genießen wir den Blick auf die imposanten Nordwände des Argentière-Beckens, darunter die Aiguille Verte, Droites und Courtes.
Hinweis: Diese erste Etappe ist die längste der Woche in Bezug auf den positiven Höhenunterschied. Wenn du die Haute Route sanfter beginnen möchtest, besteht die Möglichkeit, die Seilbahn vom Dorf Argentière nach Lognan (1970m) zu nehmen, wodurch der Aufstieg erheblich erleichtert wird (+800m).
T2 – Refuge d’Argentière > La Fouly (+1350m, -2500m, 6-7h)
Der Tag beginnt mit einer Gletscherabfahrt über einige hundert Meter, bevor wir uns dem ersten Aufstieg des Tages stellen. Über den Chardonnet-Gletscher erreichen wir den Col du Chardonnet (3321m). Nach einer kurzen, aber steilen Abfahrt, bei der wir uns mit Seilen sichern müssen, geht es auf dem Saleina-Gletscher weiter. Hier beginnt der zweite Aufstieg des Tages zum Col de la Grande Luy (3416m). Nach einer kurzen Pause mit herrlichem Blick auf die Aiguille de l’Amône und den Mont Dolent erwartet uns die längste Abfahrt der Woche über den Gletscher von A Neuve bis nach La Fouly (1595m). Dort erwartet uns eine erholsame Nacht im Hotel, um die Strapazen und Emotionen der ersten beiden Tage zu verarbeiten.
T3 – La Fouly > Cabane du Plan du Jeu (+1350m, -900m, 4-5h)
Der Tag beginnt früh am Morgen mit einer entspannten Wanderung entlang des Dranse de Ferret, zuerst zu Fuß und dann auf Skiern. Nach etwa einer Stunde erreichen wir die steilen Aufstiege zu den Lacs de Fenêtre, gefolgt von sanfteren Hängen zum Fenêtre d’en Haut (2722m). Ein kurzer Abstieg auf der Südseite, gefolgt von einem ebenso kurzen Aufstieg von weniger als 100 m, führt uns zum Hospiz auf dem Col du Gd-St-Bernard (2469 m), wo wir eine Pause einlegen. Von hier aus folgen wir der klassischen Abfahrt vom Pass bis zum Parkplatz Super St-Bernard (1930m). Ein letzter Aufstieg führt uns schließlich zur charmanten Plan du Jeu-Hütte (2070m), die kürzlich renoviert wurde und eine exzellente Küche bietet.
T4 – Cabane du Plan du Jeu > Cabane de Valsorey (+1600m, -800m, 5-6h)
Wir beginnen die Etappe mit einem längeren, ansteigenden Querweg und bewältigen anschließend steilere Hänge, die uns zum Croix de Tsousse (2829m) führen. Vom Gipfel aus machen wir einen 800 m langen Abstieg, zuerst entlang des breiten Nordgrats und dann in das ru
hige Combe de Jean Ma. Danach erwartet uns der lange Aufstieg zur Valsorey-Hütte (3033m). Wenn die Schneebedingungen es zulassen, beginnt dieser Aufstieg mit der spektakulären Überquerung der Schlucht des Valsorey-Bachs. Die Hütte thront majestätisch auf einem Sporn am Fuße des Grand Combin und bietet eine Postkartenansicht der Nordostseite des Mont Vélan.
T5 – Cabane de Valsorey > Cabane de Chanrion (+800m, -1450m, 4h)
Die Verabschiedung von der Hütte ist oft von einem abrupten Weckerklingeln begleitet, denn der Aufstieg zum Plateau du Couloir (3640m) über den kleinen Meitin-Gletscher ist von Anfang an anspruchsvoll und erfordert oft Steigeisen an den Füßen und Skiern am Rucksack. Vom Plateau aus führt eine lange Abfahrt über die Gletscher Sonadon und Mont Durand, die nur durch einen kurzen Aufstieg zur Überquerung des Sonadon-Sattels unterbrochen wird. Am Ende der Combe de Mauvoisin erreichen wir schließlich die gemütliche Chanrion-Hütte (2462 m), die kürzlich renoviert wurde und eine ausgezeichnete Küche bietet.
T6 – Cabane de Chanrion > Cabane des Vignettes (+1350m, -650m, 4h)
Nachdem wir den Tsè des Violettes überquert haben, betreten wir das Tal des Brenay-Gletschers und steigen einige Kilometer hinauf. In etwa 2850 m Höhe zweigen wir auf den Serpentine-Gletscher ab, dem wir bis zum gleichnamigen Pass (Col de la Serpentine, 3542m) folgen. Von dort erreichen wir schließlich den Pigne d’Arolla (3787m), den höchsten Punkt der Woche! Nach einer kurzen Rast an diesem großartigen Aussichtspunkt nehmen wir die Abfahrt in Richtung Cabane des Vignettes (3152m) in Angriff.
T7 – Cabane des Vignettes > Zermatt (+1150m, – 2700m, 6-7h)
Der letzte Tag der Reise zeichnet sich durch eine Abfolge von Auf- und Abstiegen aus. Wir beginnen mit einer Abfahrt bis zum Col de Charmotane (3015m) und steigen dann ruhig über den Mont Collon-Gletscher zum Col de l’Évêque (3379m).
Anforderungen
Anforderungen an die Skitechnik:
Du solltest über eine sehr gute Abfahrtstechnik verfügen, sowohl abseits der Piste als auch in mäßig steilem Gelände mit Neigungen von 35-40 Grad. Du solltest in der Lage sein, fast überall sicher „abzufahren“, sei es durch geschicktes Kurvenfahren oder durch seitliches Abrutschen. Es werden keine Noten vergeben, Perfektion ist nicht das Ziel.
Man sollte Spaß daran haben, Aufstiege von bis zu 1500 Höhenmetern mit Tourenski zu bewältigen, wenn sich die anschließende Abfahrt lohnt. Kurze, steile Portagen, bei denen du die Ski am Rucksack trägst, sollten dir mehr Freude als Angst bereiten.
Der Einsatz von Harscheisen, auch auf schwierigen Passagen, sollte für dich kein Problem darstellen. Die Beherrschung von Spitzkehren und das sturzsichere Umgehen von Hindernissen sind Fähigkeiten, die du beherrschen solltest.
Geistige und körperliche Anforderungen:
Eine Tagesskitour ist anstrengender als eine Tagestour mit 1500 Höhenmetern. Es ist ratsam, sich gut auf die Tourentage vorzubereiten, indem man regelmässige Trainings und Touren in den Tagesablauf einbaut. Das macht das ganze Erlebnis für dich viel angenehmer. Beachte, dass die Urner Haute Route skitechnisch anspruchsvoller ist als der grosse Klassiker Chamonix-Zermatt. Alpintechnisches Können ist von Vorteil, aber nicht zwingend.
Grundkenntnisse im Umgang mit Lawinenverschütteten-Suchgeräten (LVS), Lawinensonden, Schaufeln und Lawinenpräventionstechniken sind wünschenswert.
Material
Die Ausrüstungsliste für die Haute-Route von Chamonix nach Zermatt
Rucksack: Ein Rucksack mit einem Fassungsvermögen von etwa 30 Litern, um deine Ausrüstung und persönlichen Gegenstände zu transportieren.
Lawinennotfallausrüstung:
- LVS (Lawinenverschüttetensuchgerät): Ein Lawinen-Peilsender, um im Falle eines Lawinenabgangs nach verschütteten Personen zu suchen.
- Lawinenschaufel: Eine Schaufel, um verschütteten Personen zu helfen.
- Lawinensonde: Eine Sonde, um die genaue Tiefe von Lawinenverschütteten zu ermitteln.
Ski-Ausrüstung:
- Freeride- oder Tourenski mit leichter Tourenbindung: Passende Skier für das Gelände und die Aufstiege. Max. 105mm empfohlen.
- Skischuhe: Bequeme Skischuhe, idealerweise mit Gummisohlen für den Aufstieg.
- Skistöcke: Teleskopstöcke sind optimal für variable Geländebedingungen.
- Klebfelle: Felle, die auf die Unterseite der Ski aufgebracht werden, um den Aufstieg zu erleichtern. Bitte im Voraus passend zuschneiden!
- Harscheisen: Steigeisen für harte Schnee- oder Firnabschnitte.
- Klettergurt: Ein Gurtzeug welcher nützlich sein kann, z. B. für Gletscherüberquerungen oder Sicherungszwecke.
- 2x HMS Karabiner: Karabinerhaken für verschiedene Zwecke.
Zusätzliche Ausrüstung und persönliche Gegenstände:
- Steigeisen (Aluminium ist ausreichend): Für technisch anspruchsvolle Passagen.
- Leichter Pickel: Für potenzielle Aufstiege in Couloirs.
- Sonnenbrille und Sonnencreme: Schutz vor der starken alpinen Sonne.
- Evtl. Fotoapparat / GoPro: Um die spektakuläre Landschaft festzuhalten.
- Blasenpflaster: Zur Erste-Hilfe-Behandlung von Blasen und Verletzungen.
- Halbtaxabo (wenn vorhanden): Falls du von Ermäßigungen bei den Transportmitteln profitieren kannst.
- Geld für Bergbahnen, Taxi und Getränke: Bargeld für Ausgaben in den Hütten.
- SAC Ausweis: Für die Ermässigung in den Hütten
- Snacks und Getränke: Energieriegel, Nüsse und Wasser, um unterwegs Energie aufzutanken.
- Seidenschlafsack: Für Übernachtungen in Hütten, um die Hygiene zu verbessern und Wärme zu bieten.
Stelle sicher, dass du alle diese Gegenstände sorgfältig packst und überprüfst, bevor du deine Tour auf der Urner Haute Route antrittst. Die richtige Ausrüstung ist entscheidend für deine Sicherheit und deinen Komfort während der Tour.
LIGHT IS KING!